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Digitalisierung des Buchführungsunterrichts sinnvoll?

Bei den angehenden Industriekaufleuten ist die Meinung geteilt, ob Buchführung auch digital unterrichtet werden sollte. Einerseits wird die Anwendung eines Finanzbuchhaltungsprogramms als hilfreich für das Verständnis der Thematik angesehen, andererseits reicht vielen die Vorbereitung auf die „von Hand“ durchgeführte Abschlussprüfung aus. Referendar Fabian Diering testete mit Hilfe eineselektronischen Finanzbuchhaltungskurses, inwieweit die Anwendung eines DATEV-Buchführungsprogramms für das Verständnis der theoretischen Buchführung hilfreich ist. Seine Erfahrungen und Untersuchungen schildert er in diesem Beitrag.

Durch eine Befragung der angehenden Industriekaufleute des zweiten und dritten Ausbildungsjahres (111 Auszubildende, Rücklaufquote 68 %) wurde deutlich, dass die Mehrheit der Befragten es als sinnvoll erachtet, wenn die theoretische Buchführung vollständig (14 %) oder teilweise (77 %) durch einen EDV-gestützten Kurs bereichert wird. Dabei wurde zum größten Teil der dadurch entstehende Praxisbezug betont: „Die Buchführung in Unternehmen findet nicht handschriftlich statt. Es wäre gut, die Umsetzung der Theorie von handschriftlich zu elektronisch durchzuführen“ – so ein Schüler aus der Befragung. Diese starke Befürwortung der Ergänzung des bestehenden Unterrichts legitimierte die Umsetzung des DATEV-Kurses am Ende des letzten Schuljahres – für mehr Infos zum Kurs: Jahrbuch Schuljahr 2017/2018, S. 28. Mit der Übergabe der Zertifikate seitens der DATEV und des Schulzentrums Grenzstraße endete der Kurs am 26.06.2018.

Mein persönliches Fazit ist durchweg positiv: Ich durfte den Kurs selbstständig sowie eigenverantwortlich vorbereiten und durchführen. Die Schulleitung, Bildungsgangleitung und das Kollegium haben meine Arbeit wertgeschätzt und mir Vertrauen entgegengebracht. Die Lerngruppe (ID 17-4) hat trotz der zeitlichen Mehrbelastung – wie gewohnt – hervorragend mitgearbeitet, obwohl zu konstatieren ist, dass in der didaktischen Vorbereitung meinerseits „noch Luft nach oben ist.“ Inhaltlich war es meiner Ansicht nach auf der einen Seite an der einen oder anderen Stelle „zu einfach“, wobei das Programm DATEV auf der anderen Seite wiederum sehr komplex ist. Hier gilt es, in Zukunft eine bessere Abstimmung zwischen Inhalt und Programm herzustellen.

Weiter wurde aus der Umfrage der Industrieklassen deutlich, dass 56 % der Befragten es gerechtfertigt finden, wenn sich die Lehrkräfte im Rechnungswesenunterricht lediglich auf die Abschlussprüfung fokussieren, d.h. dass im Umkehrschluss die EDV tendenziell unwichtig ist, da die IHK-Prüfungen keinen EDV-Teil aufweisen. 44 % sagten hingegen aus, dass neben dem Bestehen der Prüfung, der Alltag – also somit auch die EDV-gestützte Buchhaltung – ebenfalls wichtig sei. Eine befragte Person äußerte sich wie folgt zu dieser Thematik: „Eine teilweise Einführung der EDV-gestützten Buchführung wäre sinnvoll. Nicht alle Azubis bekommen den gesamten Prozess im Unternehmen gezeigt.“

Auf der einen Seite wünschen sich unsere Schülerinnen und Schüler also mehrheitlich einen praktischen Finanzbuchführungskurs – zumindest als Ergänzung – und auf der anderen Seite sehen diese Azubis die nicht-EDV-gestützte Prüfung als das „Wichtigste“ an. Auch die Lehrkräfte fokussieren sich hauptsächlich auf die Prüfungen, so dass im Ergebnis die EDV auf der Strecke bleibt – trotz der ständig zitierten Digitalisierung der Berufswelt. Eine Schule oder auch eine Lehrkraft können dieses Dilemma meiner Meinung nach nicht so lösen – lediglich größere Institutionen oder auch die anstehenden Auswirkungen des Digitalpaktes Schule.

Trotz des skizzierten Dilemmas ist der DATEV-Kurs als Ergänzung bzw. die dahinterstehende DATEV-Bildungspartnerschaft ein Schritt in die richtige Richtung. Um den zuvor zitierten „gesamten Prozess im Unternehmen“ weiter in das Zentrum der Betrachtung zu stellen, kann die Steuerung der Lehrkräfte durch die Selbstorganisation seitens der Lernenden abgelöst werden, indem die Lehrkraft ein Modellunternehmen und die dahinterstehende Technik, geeignete Daten etc. didaktisch sinnvoll aufbereitet. So können im Ergebnis aus der Ausgangssituation realistische Aufgaben verfolgt und eigenverantwortlich relevante Lernerfolge realisiert werden. Das dahinterstehende ganzheitliche und zielorientierte Lehr-Lernsystem des selbstorganisierten Lernens könnte dabei eine Orientierungshilfe sein (vgl. dazu auch: Jahrbuch Schuljahr 2017/2018, S. 66 f.).

Fabian Diering

Service