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Zusatzqualifikation Europakauffrau/-mann – Schülerinnen berichten

Zwei Schülerinnen berichten über die Zusatzqualifikation zur Europakauffrau / zum Europakaufmann und Erfahrungen im Auslandspraktikum, das im Rahmen der Qualifikation absolviert wird.

Ein Gewinn für die berufliche und persönliche Entwicklung

Marie Schmidt hat im Januar 2023 ihre Ausbildung zur Industriekauffrau abgeschlossen. Während ihrer Berufsausbildung hat sie an der Zusatzqualifizierung zur Europakauffrau teilgenommen. Dieses ausbildungsbegleitende Bildungsangebot richtet sich an kaufmännische Auszubildende und wird in Bremen in Kooperation mehrerer kaufmännischer Berufsschulen durchgeführt.

Die Zusatzausbildung zur Europakauffrau / zum Europakaufmann beginnt ein halbes Jahr nach Ausbildungsstart und endet ein halbes Jahr vor der Abschlussprüfung. Sie dauert also zwei Jahre und besteht aus fünf Modulen, die über die gesamte Zeit absolviert werden.

Modul 1 – Internationale Geschäftsprozesse

Dieses Modul ist in zwei Lernfelder unterteilt. Im Lernfeld 1 „Ein Produkt auf dem ausländischen Markt positionieren“ lernt man viel über Marketing. Im Lernfeld 2 „Auslandsaufträge anbahnen, abwickeln und bewerten“ erfährt man, wie die Zollabwicklung funktioniert, welche Risiken es bei Auslandsgeschäften gibt und wie sich diese am besten absichern lassen.

Für dieses Modul haben wir uns einmal in der Woche nachmittags zum Unterricht getroffen, außer in den Ferien. Dadurch, dass für diese Zusatzausbildung Auszubildende verschiedener Berufe zusammentreffen, lernt man auch neue Leute von anderen Schulen kennen. Vor allem im ersten Lernfeld haben die kaufmännischen Azubis einen Vorteil, beim zweiten Lernfeld konnten zum Beispiel die Logistikkaufleute mehr glänzen.

In den beiden Lernfeldern werden auch Klausuren geschrieben, die am Ende mit in die Gesamtwertung der Note eingehen. In jedem Lernfeld findet auch mindestens eine Gruppenarbeit mit anschließender Präsentation statt.

Modul 2 – Informationsverarbeitung

Außerdem erwirbt man den „Europäischen Computerführerschein“. Hier hat man Zugang zu einem Online-Lernportal für die einzelnen Themen und kann sich somit die Zeit, zu der man lernt, selbst einteilen. Zusätzlich wird aber auch Unterricht angeboten, bei dem Fragen gestellt werden können. Am Ende absolviert man vier Prüfungen, die bei Nichtbestehen auch beliebig oft wiederholt werden können.

Modul 3 – Englisch-Sprachzertifikat

Es wird auch ein Englisch-Zertifikat benötigt. Hier reicht aber oft auch das Abitur-Zeugnis, das dann angerechnet wird.

Modul 4 – Sprachzertifikat für zweite Fremdsprache

Außerdem wird ein Sprachzertifikat für eine zweite Fremdsprache benötigt. Auch hier kann man sich eine zweite Fremdsprache aus dem Abiturzeugnis anrechnen lassen. Ansonsten kann man sich die Sprache, die man lernen möchte, eigentlich frei aussuchen. Es sollte nur eine sein, die in einem europäischen Land gesprochen wird.

Modul 5 – Das Auslandspraktikum

Im Rahmen der Ausbildung absolviert man ein mindestens dreiwöchiges Auslandspraktikum, das man entweder an einem Standort des eigenen Unternehmens oder bei einem komplett frei gewählten Unternehmen machen kann. Es ist auch möglich, dieses Praktikum über die Erasmus+-Förderung zu absolvieren. Neben einem monetären Zuschuss bekommt man auch Unterstützung bei der Suche nach einem Unternehmen im Ausland. Die Förderung in Anspruch zu nehmen, hat auch den Vorteil, dass man am Ende des Praktikums einen Europass überreicht bekommt, welcher auch bei der späteren Bewerbung in Unternehmen nützlich sein kann. Außerdem steht einem bei Fragen jederzeit jemand zur Verfügung.

Der Zusatzausbildung muss zuvor vom ausbildenden Unternehmen zugestimmt werden, da man für den Unterricht von Modul 1 in den meisten Fällen bei der Arbeit früher gehen muss, und spätestens bei dem Auslandspraktikum drei Wochen weg ist. Allerdings ist dies in den meisten Unternehmen kein Problem.

Am Ende der Zusatzausbildung wird über beide Lernfelder des ersten Moduls jeweils eine Prüfung geschrieben. Diese beiden Prüfungen finden allerdings am gleichen Tag in der Handelskammer Bremen statt. Wenn dann alles gut läuft, bekommt man nach ein paar Wochen die Nachricht, dass man die Prüfung bestanden hat und jetzt Europakaufmann/-frau ist.

Als Fazit lässt sich sagen, dass diese Zusatzausbildung natürlich mit viel selbstständiger Arbeit verbunden ist. Allerdings kann man viel Neues lernen und auch schon in der Schule Gelerntes wiederholen. Das Auslandspraktikum ist natürlich auch ein großer Bonuspunkt. Am Ende hat man sowohl einen weiteren Punkt, den man zu seinem Lebenslauf hinzufügen kann als auch einen Gewinn für die persönliche Entwicklung.

Marie Schmidt, ID 20-4

Auslandspraktikum: Arbeiten in Spanien

Pelin Fatma Sari hat im Januar 2023 ihre Ausbildung zur Industriekauffrau abgeschlossen. Im Rahmen ihrer Teilnahme an der Zusatzausbildung zur Europakauffrau hat sie ein dreiwöchiges Auslandspraktikum in Spanien absolviert.

Pelin Fatma Sari vor der Firma LearNach meiner Anmeldung zur Zusatzqualifikation zur Europakauffrau war der nächste Schritt, meinen Praktikumsplatz zu sichern. Aufgrund der internationalen Aufstellung meines Ausbildungsbetriebes, der Lear Corporation GmbH, war es möglich, einen Praktikumsplatz innerhalb der Organisation in Spanien zu absolvieren. Durch „Bildung im Ausland“ habe ich ein Erasmus+ Stipendium erhalten, um das Praktikum zu finanzieren.

Die Lear Corporation GmbH in Bremen Hemelingen stellt qualitative Fahrzeugsitzgarnituren für einen namhaften Automobilhersteller her. Die Lear Corporation Holding in Valls, Spanien, betreut die Mitarbeiter:innen aller Lear-Werke in Europa und Afrika und ist somit das Headquarter vom Human Resources „Europe & ­Africa“.

Das Praktikum fand vom 18. Juli bis 5. August 2022 in Valls, Spanien, statt. Valls liegt circa 70 Kilometer von Barcelona entfernt. Diese Nähe habe ich genutzt, um einen Tag allein in der Metropole zu verbringen und die Stadt zu entdecken. Auf Grund dieser Erfahrung hatte sich das Praktikum schon für mich gelohnt.

Mit der Wahl dieser Praktikumsstelle wollte ich mein Interesse und Wissen an Human Resources erweitern und Erfahrungen in diesem Gebiet sammeln, da meine zukünftigen Karriereplanungen diesen Bereich umfassen.

Menschenpyramide bei einem Fest in SpanienNun liegen knapp neun Monate zurück. In dieser Zeit hatte ich die Möglichkeit, viel über meine Aufgaben, über das Werk und die Menschen dort zu reflektieren. In erster Linie war der Aufenthalt eine gute Gelegenheit mein Spanisch aufzufrischen. Die aktive Teilnahme an dem Daily Business und den Meetings hat mir die Möglichkeit gegeben, das spanische Arbeitsleben aus nächster Nähe zu erleben. Durch diese Erfahrung habe ich viele Vorurteile, die ich gegenüber der spanischen Arbeitskultur hatte, ablegen und überdenken können. In vielen Momenten habe ich Parallelen zu meinem Arbeits­leben in Deutschland gefunden. Generell hat das Praktikum mir geholfen, ein erweitertes Verständnis für das Unternehmen und für die Gesamtheit des Konzerns zu entwickeln. Meine Bindung an das Unternehmen und meine Identifikation mit dem Unternehmen haben sich vertieft.

Für mich selbst kann ich sagen, dass ich neuen Situationen aufgeschlossen und optimistisch gegenübertrete. Persönlich hatte ich nie Probleme mit meinem Selbstbewusstsein, aber ich denke, dass ein Auslandspraktikum für viele Personen eine Stärkung des Selbstbewusstseins und der Selbstwahrnehmung hervorbringen kann. Allein an einem fremden Ort unbekannten Menschen gegenüberzutreten, kann anfangs erschreckend wirken. Allerdings würde ich allen, die die Möglichkeit haben, raten, diese Chance anzunehmen und die Erfahrung zu machen. Man ist gezwungen seine Komfortzonen zu verlassen und dort fängt die persönliche Weiterentwicklung an. Auf diese Weise sammelt man Erkenntnisse über sich selbst, auch wenn es nur ein neues Gericht ist, was einem schmeckt.

Pelin Fatma Sari, ID 20-4

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