Spaß am Fahren? Das geht auch elektrisch! Lehrerinnen und Lehrer testen für das Fraunhofer-Institut, wie viel Spaß ein E-Auto machen kann.
Sensation auf der Weltausstellung in Paris: Der von Ferdinand Porsche entwickelte Elektrowagen (Lohner-Porsche) wird der Weltöffentlichkeit vorgestellt – und zwar bereits im Jahr 1900! Auch Henry Ford baute nicht nur die von Nikolaus Otto konstruierten 4-Takt Verbrennungsmotoren in seine Automobile ein, sondern hatte bereits um die Jahrhundertwende ein Elektroauto im Programm. Aber das scheinbar im Überschuss vorhandene Erdöl mit seiner hohen Energiedichte und das sich schnell ausweitende Fernstraßennetz war das Ende der Elektrofahrzeuge auf der Straße.
Zeitsprung! Seit gut einem Jahr dürfen Kolleginnen und Kollegen vom Schulzentrum Grenzstraße Testfahrer spielen. Ein High-Tech-Elektroauto steht auf dem Schulparkplatz, erst ein gelbes, jetzt ein schwarzes. Und wo kommt es her? Aus Deutschland, aus China? Nein, aus einem Land, das bisher noch nicht als Automobilnation aufgefallen ist – aus Norwegen, genauer gesagt aus Oslo. Der niedliche Flitzer ist ein Think City, ein urbaner Elektro-Kleinwagen mit zwei Sitzen, einem Elektromotörchen mit 34 kW/46 PS, einer Beschleunigung von 0 – 50 km/h in 6,5 Sekunden und einem riesigen Kofferraum! Stromlieferant ist eine sog. ZEBRA Batterie, die ständig eine Betriebstemperatur von knapp unter 300 Grad Celsius benötigt. Das komplette Aufladen einer leeren Batterie dauert leider geringfügig länger als das gewohnte Tanken eines benzingetriebenen Fahrzeugs – nämlich ca. acht bis zehn Stunden! Mit einer Stromladung kann man einen Aktionsradius von ca. 120 km einplanen. Der jetzt hier schreibende Testfahrer hat‘s ausprobiert. Samstags geht‘s los auf eine Spritztour von Bremen nach Schneverdingen in die Lüneburger Heide, dort ein bisschen hin und her gekreuzt, und bei gut 100 km setzt ein wildes Blinken und Piepen am Armaturenbrett ein. Vorsicht Reservemodus, schnell ans Netz! Zum „Auftanken“ reicht übrigens eine handelsübliche Steckdose, nur muss man, wie gesagt, Zeit mitbringen. Also wird das Teil nachts aufgeladen, mit Adapter und langem, gelbem Kabel, und schon kann es am nächsten Morgen wieder zurückgehen, auf kurvigen Landstraßen mit knapp 100 km/h Geschwindigkeit und einem angenehm leisen Motor- und Fahrgeräusch. Diese Landpartie fand übrigens unter optimalen Bedingungen im Herbst statt: 18 Grad Außentemperatur, keine Heizung, kein Radio. Im strengen Winter sind solche Distanzen nicht drin, zweistellige Minustemperaturen plus Heizungsnutzung sind der Feind aller Akkus. Schon nach 60 km in der Stadt setzt bei minus 11 Grad beim Fahrer eine gewisse Reichweitenangst ein; es gibt bereits einen Fachbegriff für diese Beklommenheit: „Range anxiety“! Aber nicht nur unser Think City hat ein Reichweitenproblem bei Frost, sondern auch Elektroautos, die bereits auf dem Markt sind, z. B. der Opel Ampera oder der Nissan Leaf. Leider musste unser Testfahrzeug auch schon zweimal in die Werkstatt abgeschleppt werden, die Batterie war komplett entladen, der Fahrer steht dumm vor dem Auto, die Türen wollen partout nicht aufgehen – kein Strom!
Im Straßenverkehr macht der Think sehr viel Spaß. Er fährt sich wie eine Mischung aus Autoskooter und Straßenbahn, beschleunigt flott wie am Gummiband gezogen ohne Kuppeln, ohne Schalten und man ist aufgrund des niedrigen Fahrgeräuschs fast immer schneller unterwegs als die Polizei erlaubt. Da der Wagen keinen Auspuff hat, gibt es lokal auch keinerlei Emissionen. Aber bitte nicht vergessen: Umweltpolitisch macht die ganze Sache nur Sinn, wenn der Strom aus der Steckdose aus 100%igen regenerativen Energien stammt. Auf Dauer, so sind sich alle Experten einig, braucht man mehr Strom aus erneuerbaren Energien, um Elektromobilität umweltfreundlicher zu machen.
Norbert Deselaers leitet den Wahlpflichtkurs Automobilwirtschaft und Globalisierung