Schulzentrum Grenzstraße Bremen

Schulzentrum Grenzstraße Bremen Logo mit Fernsehturm und Stadtmusikanten

Aus dem Jahrbuch 2007/2008: Medical-Tourism-Projekt ausgezeichnet

Im März und April 2007 erarbeitete eine Gruppe von Auszubildenden, Mitarbeitern und Lehrern, die sowohl in der privaten als auch der gesetzlichen Krankenversicherung tätig sind, eine Präsentation unter dem Titel „Globalisierung und Kostendämpfung im deutschen Gesundheitssystem: Aspekte der Implementierung von „Medical Tourism“ in GKV und PKV“.

aus dem jahrbuch 2007 08 s28Für diese Arbeit wurden das Schulzentrum an der Grenzstraße, die Ausbildungsbetriebe und natürlich unsere Auszubildenden mit dem begehrten „Innoward 2007“ der deutschen Versicherungswirtschaft ausgezeichnet! Besonders stolz dürfen wir sein, dass dieser Preis noch nie an eine Berufsschule verliehen wurde. Aus der Urteilsbegründung: „Hier wird eine gänzlich neue Qualität von Berufsschulunterricht ausgemacht. Insgesamt honoriert die Jury einen überaus pfiffigen Ansatz und freut sich über diese Bewerbung. Eine lebendiges Beispiel für die Duale Ausbildung und die Möglichkeiten, die Lernortkooperationen bieten können.“

Mit diesem Projekt wurden gleich mehrere neue Wege gegangen: Zur Zeit ist die „Europäisierung“ des Gesundheitsmarktes in der Diskussion. Eine Globalisierung des Marktes ist in Deutschland bisher weder in der Wissenschaft noch in der Praxis Gegenstand der Diskussion. Krankenhausanbieter kämpfen eher um den „Import“ von Patienten aus Ländern mit wenig entwickelter medizinischer Infrastruktur. Auch Nachfragen bei Universitäten vor Beginn des Projektes erzeugten kein Interesse. Der Ansatz des Projektes kann daher ohne Übertreibung als Pionierleistung angesehen werden.

Von den von der Schule angesprochenen Unternehmen wurde das Potenzial hingegen sofort erkannt: Alle angesprochenen Unternehmen stellten sowohl Mitarbeiter als auch Auszubildende frei. Eine Zusammenarbeit zwischen privaten und gesetzlichen Krankenversicherern auf dieser Ebene hat es nach unserem Kenntnisstand zuvor in dieser Form in Deutschland nicht gegeben; hier ergab sich die Möglichkeit der Zusammenarbeit auf einem neutralen Spielfeld.

Das Thema an sich ist neu und musste daher schnell umgesetzt werden, um den Ideenvorsprung zu wahren. Die unterschiedlichen Schul- und Arbeitszeiten – Blockunterricht und Teilzeitunterricht - ließen eine Projektdurchführung während des normalen schulischen Alltages nicht zu: Das Projekt fand daher in zwei Wochenblöcken (19.-23.03.2007 und 16.-20.04.2007) außerhalb des Unterrichts statt. Alle Beteiligten nahmen freiwillig außerhalb der regulären Arbeitszeit am Projekt teil. Außerhalb der o.g. Zeiten gab es noch interne Recherchen in den Betrieben.

Auch in Hinblick auf pädagogische Innovationen wurden Grenzen durchbrochen, wie z.B. das direkte Abfassen von E-Mails an Betriebe und Institutionen (z.B. Auswärtiges Amt) in englischer Sprache mit Fragenkatalogen, die selbst erstellt wurden.

Eines der Ziele des Projektes war es, die negativen Auswirkungen für den Versicherungsnehmer/Patienten so gering wie möglich zu halten. Hier wurden Möglichkeiten gesucht und gefunden, eine Hemmschwelle niedrig zu halten. Eine Außenwirkung im Sinne einer Umsetzung kann es nicht geben, da das Projekt zukunftsgerichtet ist. Aber immerhin: Hier wurde ein Problem erkannt und nach Lösungsmöglichkeiten gesucht.

Zentrale Frage des Projektes ist, ob sich Behandlungen, die im außereuropäischen Ausland durchgeführt werden, für die Patienten, die Versicherungsunternehmen aus betriebswirtschaftlicher Sicht und Deutschland aus volkswirtschaftlicher Sicht rechnen.

Hierzu wurden ausgewählte Behandlungen – Herzoperation, Hüftoperation, In-Vitro-Fertilisation und Vorsorgeuntersuchungen – herangezogen, die durchschnittlichen deutschen Kosten über den Praxisteil der Arbeitsgruppe ermittelt und mit den zur Verfügung stehenden Daten ausländischer Anbieter verglichen.

Idee und Organisation gingen von Seiten der Berufsschule aus. In einem dreimonatigen Zeitraum wurden Informationen gesammelt, bevor die Entscheidung für eine Projektdurchführung fiel. Die beiden zuständigen Spartenleiter, Herr Keller und Herr Friedrichs, besuchten und informierten die Unternehmen im Februar 2007.

Im März (19.-23.03.07) fand der erste Block statt: Hier wurden die Teilnehmer in das Projekt eingeführt, der vorher grob skizzierte Ablaufplan wurde verfeinert. Es wurden Informationen über Internetrecherchen gesucht und danach die Zielvorgaben gemeinsam erarbeitet. Am Ende der ersten Woche und im Zwischenzeitraum bis zum zweiten Block (16.-20.04.07) wurden sowohl intern in den Unternehmen als auch extern über weitere Recherchen die Kernzahlen ermittelt sowie Unternehmen, Botschaften und andere Institutionen per E-Mail angeschrieben. Im zweiten Block fand die entgültige Auswertung sowie die Ausarbeitung der Präsentation statt.

Probleme gab es bei der Ermittlung von annähernd identischen Zahlen für die von der Arbeitsgruppe gewählten Operationsformen. Hier wurden daher Mittelwerte gewählt. Die Zahlen der im Internet auftretenden Unternehmen müssen mit einem Unsicherheitsfaktor belegt werden, da die Internetseiten eher Werbecharakter haben.

E-Mails wurden eher zurückhaltend beantwortet. Hierzu schrieb der Regionalarzt der Deutschen Botschaft in New Delhi, Herr Dr. Gunther von Laer: „...weil man sich natürlich zunächst den englisch-sprachigen Markt erobern will, und da ist Deutschland, auch wegen der exzellenten Versicherungsleistung in Deutschland, ein eher kleiner – fast exotischer – Bereich.“

Eckhard Friedrichs leitet die Fachsparte Versicherungen

Service