Leidenschaftlich und teilweise hart zur Sache ging es auf der Podiumsdiskussion, die zur Bundestagswahl im Schulzentrum Grenzstraße stattfand. In der prall gefüllten Aula stellten sich Politikerinnen und Politiker aus sechs Parteien den kritischen Fragen aus der Schülerschaft. Trotz aller Kontroversen, in einem waren sich alle einig: Wählen gehen ist ein Muss!
In Bremen und im Bund stehen zwei wichtige Entscheidungen an: Wir wählen einen neuen Bundestag und entscheiden ferner darüber, ob die Wahlperiode der Bremischen Bürgerschaft von vier auf fünf Jahre verlängert werden soll. Somit stehen vor den Wahlen am 24. September 2017 nicht nur die volljährigen Schülerinnen und Schüler, sondern – bezogen auf den Volksentscheid – bereits die 16- und 17-jährigen Schülerinnen und Schüler des Schulzentrums Grenzstraße vor ihrer ersten Wahl.
Um Licht ins Dunkel zu bringen, lud das Schulzentrum Grenzstraße am 29. August 2017 in alter Tradition zur Podiumsdiskussion ein. Frei nach dem Motto „Demokratie ist Meinungsvielfalt“ wurden die Parteienvertreter Doris Achelwilm (Die Linke), Florian Boehlke (SPD), Philipp Bruck (Grüne), Lencke Steiner (FDP), Theresa Gröninger (CDU) und Frank Magnitz (AfD) eingeladen. Dieses Angebot wurde von den Schülerinnen und Schülern des Schulzentrums Grenzstraße dankend angenommen, was die hohen Teilnehmerzahlen und die regen Diskussionen deutlich aufgezeigt haben. Angeleitet wurde die Debatte zunächst von der Lehrkraft Jens Bergmann, bevor die talentierten Schülermoderatoren Annika Michaelis und Ben Lucke souverän durch die Veranstaltung führten.
Bevor es inhaltlich in die Tiefe ging, herrschte zwischen den Parteien grundsätzlich noch Einigkeit darüber, warum junge Menschen wählen gehen sollten. Junge Wählerinnen und Wähler müssen ihre Interessen vertreten, denn sie sind in den Wahlergebnissen meist unproportional vertreten, was sich dann auch in der Politik widerspiegelt, so Doris Achelwilm von der Linken. Ebenso machten Politiker der anderen Parteien deutlich, dass die jungen Wähler die Zukunft gestalten müssten, denn „alles was passiert ist unsere Zukunft“ und „unsere Stimme zählt“ (Lencke Steiner, FDP). Ebenso sei die Wahlteilnahme eine demokratische Pflicht und könne dazu beitragen, extremistischen Parteien keine Chance zu geben (Philipp Bruck, Grüne). Ferner verwies Philipp Bruck (Grüne) bei seiner Vorstellung auf das sehr provokante Plakat des AfD-Politikers Frank Magnitz (Burkas? Wir steh´n auf Bikinis.) und machte damit deutlich, dass man sich gegen dieses „sexistische und rassistische Plakat“ mit demokratischen Mitteln – Wahlen am 24. September 2017 – wehren muss. Die Schülerinnen und Schüler haben diese Aussage mit Applaus honoriert. Dass bei dieser Diskussion auch extreme Meinungen vertreten werden dürfen und dass die Schülerinnen und Schüler sich dabei positionieren und sich für eine tolerante Gesellschaft einsetzen, spricht für das bereits genannte Motto „Demokratie ist Meinungsvielfalt“ und spiegelt mit so einer toleranten Grundhaltung das Leitbild des Schulzentrums Grenzstraße wider.
Kontrovers wurde die Diskussion hinsichtlich der thematischen Schwerpunkte Bildung, Asylpolitik und Europa fortgesetzt – auch unter reger Beteiligung der Schülerinnen und Schüler. Während die Parteien zunächst für Chancengleichheit und höhere Investitionen in Bildung plädierten, fragten die pfiffigen Schüler des Schulzentrums Grenzstraße die Politiker mutig nach der Finanzierungsfrage und klagten zudem bei der Regierungspartei über Lehrermangel und die Tatsache, dass Bremer Schülerinnen und Schüler im nationalen und internationalen Vergleich tendenziell schlecht abschneiden oder sogar belächelt werden. Dies sollte geändert werden, fordert auch Lencke Steiner: „Zeit für einen Wechsel, wir sollten stolz auf Bremen sein!“ Auch aus den Reihen der CDU, der SPD und der Grünen war ein Veränderungswunsch hinsichtlich der Bildungsfinanzierung zu spüren, denn die Parteien wünschen sich eine Aufhebung des Kooperationsverbots von Bund und Ländern in der Bildung, damit Bundesmittel gezielt in Bremen zum Einsatz kommen können.
Neben der fachlich anspruchsvollen und leidenschaftlichen Diskussion kam auch der notwendige Spaßfaktor nicht zu kurz: So fragte ein Schüler mit Augenzwinkern als abschließende Frage eine Politikerin, ob sie trotz der Nutzung ihres Handys bei der Sache sei. Insgesamt ist festzuhalten, dass die lebendige Podiumsdiskussion zur Bundestagswahl ein Erfolg war und die Vorurteile zur Politikverdrossenheit der Jugend nicht bestätigt werden konnten – ganz im Gegenteil.
Anna Durmus und Fabian Diering (Referendare)